SPECIALTY COFFEE IN MAILAND – GIBT`S DAS?
Italien war schon immer zweigeteilt, in Nord und Süd. Man beäugt sich kritisch, verfolgt mit Argusaugen die Entwicklungen im jeweils anderen Teil und würde es auf jeden Fall anders machen. Auch in Sachen Espresso gab es schon immer eine klare Trennung der beiden Pole.
Während die Süditaliener sehr kräftige und dunkel geröstete Mischungen, mit einem hohen Robusta-Anteil bevorzugen, mag man es im Norden, seit jeher, etwas milder. Soll heißen, der Arabica-Anteil ist höher, die Röstungen nicht ganz so tiefschwarz und ein normaler Caffé ist nicht gleichbedeutend mit einem Ristretto.
Zudem gilt der Norden gemeinhin als offener, wenn es um neue Entwicklungen geht. Insbesondere bei einem so heiklen Thema, wie dem italienischen Kulturgut, Espresso. Wenn man in Italien etwas Neues ausprobieren möchte, dann am Besten in Mailand.
In den letzten Jahren hat sich in der Hauptstadt des Nordens eine neue Kaffeeszene etabliert. Moderne Café-Konzepte und Röstereien, bei denen Nachhaltigkeit und Qualität eine bedeutende Rolle spielen, erfreuen sich großer Beliebtheit. Vermutlich einer der Gründe, warum dort im November erstmalig das Milan Coffee Festival ausgetragen wurde.
Und hier sind sie, die derzeit bekanntesten Specialty Coffee Spots in Mailand.
CAFEZAL – Via Solderino 27, 20121 Milano – www.cafezal.it
Das CAFEZAL ist eine kleine syphatische Specialty-Coffee-Bar, mitten im angesagten Stadtteil Brera. Ausgeschenkt werden hier eigene Röstungen, mit so klangvollen Namen wie Sinfonia, Portinari Mineiro oder Apricot Swing. Dazu ein Apfel-Mandel-Tarte und die Welt ist in Ordnung. Soll heißen, ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.
PAVÈ – Via Felice Casati 27, Milano – www.pavemilano.com
Schon mal morgens um elf freundlich des Eintritts in ein Café verwehrt worden? Ganz so easy kommt man an der sympathischen Türsteherin nämlich nicht vorbei. Erst nachdem sie den Namen fein säuberlich in ihre Liste eingetragen und diesen wiederum einige Minuten später aufgerufen hat, wird einem Einlass gewährt. Und das alles nur für nen schnellen Espresso an der Bar? Endlich drinnen, verstehe ich langsam den ganzen Aufruhr. Um Kaffee geht es hier nur nebensächlich, auch wenn dieser ganz vorzüglich schmeckt. Im Pavè wird gebacken, gekocht, gebraten, belegt. Süßes, herzhaftes, Sandwiches, Brote, Brötchen. Die Zeiten als ein italienisches Frühstück aus Cappuccino und Hörnchen bestanden, sind zumindest hier vorbei. Ja, die Leute stehen an, um hier zu frühstücken oder eines der frisch gebackenen Brote mitzunehmen. Das Pavè ist quasi ein Tante-Emma-Laden-Café in sau cool. Und mit etwas Hunger ist macht`s vermutlich noch etwas mehr Spaß.
MOLESKIN CAFÉ – Corso Garibaldi 65, Milano – www.moleskin.com
Inzwischen gibt es einige MOLESKIN CAFÉS rund um den Globus. Wer auch beim Espresso zwischendurch, auf ein gewisses Maß von „Office“ nicht verzichten will oder kann, ist hier goldrichtig. Lauter geschäftige Leute, die in ihre Bildschirme starren. Hinter ihnen Regale, vollgestopft mit Büro-Utensilien, quasi ein Arbeitsraum, in den sich ein Café verirrt hat. Das kann, den einen oder anderen Müßiggänger schon mal verunsichern. Deshalb nichts wie raus auf die Terrasse und das Treiben auf dem Corso Garibaldi an sich vorüber ziehen lassen. Dort schmeckt der Cappuccino auch gleich nochmal besser.
ORSONERO – Via Giuseppe Broggi 15, Milano (leider keine Website, nur Facebook)
Das ORSONERO ist einer der besten Specialty Coffee Spots in Mailand. In meiner persönlichen Rangliste schafft es das Café sogar locker unter die Top 3. Klassisch eingerichtet (wie die neuen Cafés-Bars eben so aussehen), weiße Wände, helles Holz und eine Strada von La Marzocco, die vom sympathischen Barista mit unterschiedlichen Bohnen von GARDELLI SPECIALTY COFFEE befüllt wird. In meinem Fall ein Signature Espresso Blend mit Namen „Gignobianco“. Mandeln, Schokolade und wenig Frucht-Aromen. Ganz nach meinem Geschmack. Der eigentlich kurze Fußmarsch, der sich Aufgrund Irritationen digitaler Art (soll heißen Google-Maps weiß auch nicht alles), zu einer mittleren Katastrophe auswuchs, fand so doch noch ein versöhnliches Ende.
PANINI DURINI – Via Mercato 24, Milano – www.paninidurini.it
Ok, warum sich das PANINI DURINI in der offiziellen Liste des Milan Coffee Festival für besondere Cafés in Mailand befindet, wird wohl auf ewig ein Rätsel bleiben. Geht es hier doch in erster Linie um Sandwiches und das Kaffee-Menü, mit unzähligen Variationen an Heißgetränken, macht mich irgendwie auch ein wenig stutzig. Wie auch immer, für einen Espresso oder Cappuccino geht`s immer und das auf durchaus hohem Niveau. Und da es etliche Filialen gibt, findet sich ein Panini Durini auch fast an jeder Ecke.
COFFICINA – Via Moncenisio 83/6, Milano – www.cofficina.it
Orsonero schafft es unter die Top 3, das Cofficina bleibt aber meine unangefochtene Nummer 1. Optik, Personal, Lage und Espresso, alles top. Inzwischen rösten sie sogar ihren eigenen Kaffee. Bilder und mehr Infos zum COFFICINA gibt`s hier…
Das offizielle Magazin des MILAN COFFEE FESTIVAL`s empfiehlt noch weitere Cafés, die konnte ich nicht alle besuchen. Trotzdem nachfolgend die Liste.
TIPOGRAFIA ALIMENTARE – www.tipografiaalimentare.it
TAGLIO – siehe auch mein Bericht vom Oktober 2017
HYGGE – www.hyggecorner.com
CAFÉ GORILLE – www.cafegorille.it
TRIPPA – www.trippamilano.it
LA BOTTEGA MILANESE – Ich hab gesucht und gesucht, doch diese verflixte Bottega Milanese war einfach nicht zu finden. Die steht doch aber auf der offiziellen Liste! Nun, offensichtlich hat sich da mal jemand schön vertan und keinem fiel es auf. Jedenfalls nicht, bevor das Magazin in den Druck ging. Zur Auflösung, die Bottega Milanese befindet sich in Leeds, im Vereinigten Königreich. Also sollten sie versehentlich dort sein… www.labottegamilanese.co.uk