Also wenn schon mal, quasi direkt vor der Haustüre, eine Messe mit einer kompletten Kaffee-Halle stattfindet, muss ich mir das natürlich anschauen. Die Intergastra modernisiert sich und hat mit der Halle 8 und dem ebenfalls dort stattfindenden Stuttgart Coffee Summit eine kleine Kaffee-Welt geschaffen, in der man dem klassischen Messe-Geschäft nachgehen kann und nebenbei noch etwas lernen kann.
Kaffee-Interessierte können hier den einen oder anderen Workshop besuchen und so etwas tiefer in die Materie vordringen. In je 30-Minütigen Kursen wie Sensorik, Cup-Tasting, Röst-Basics, u.v.a. kann man einiges erleben und erfahren. Möglicherweise auch über einen selbst. Im Sensorik Workshop werden zum Beispiel die Geschmacksinne auf eine harte Probe gestellt. Konzentrate aus Salzig, Süß, Bitter, Sauer werden in heißem Wasser aufgelöst und blind verkostet. Ich sage ihnen, das ist deutlich schwieriger als es sich vielleicht anhört.
Dr. Steffen Schwarz vom Coffee Consulate Mannheim hat mit der Installation des Stuttgart Coffee Summit das Niveau deutlich angehoben und damit bestimmt auch, den einen oder anderen Aussteller, abseits des Mainstream, angelockt. Mit La Marzocco, Faema, Dalla Corte und der La Cimbali Group (Letztere hat vor kurzem Slayer Espresso gekauft) sind schon mal einige Maschinen-Hersteller der ersten Liga zu Gast. Bei den Röstern und entsprechendem Zubehör hakt es noch etwas, um nicht zu sagen, da ist gehörig Sand im Getriebe.
Nationale oder gar internationale Größen der Röster-Szene sucht man hier vergebens und meine Ausbeute an innovativem Krimskrams und Zubehör war ebenfalls sehr überschaubar. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Mit Veranstaltungen wie dem Londoner oder Amsterdamer Coffee Festival will und kann man sich hier auch gar nicht messen. Dafür wäre auch schon das Interior insgesamt viel zu nüchtern. Der berühmte Funke springt hier leider nicht über. Die Intergastra ist und bleibt eine Fachmesse für die Gastronomie und dementsprechend breit ist auch das Klientel, welches bedient werden muss. Wer den Anblick der „Cup & Cinos“ dieser Welt nicht ertragen kann, ist hier wohl falsch abgebogen.
Ich werde das nächste Mal aber trotzdem wieder kommen. Schon allein, um zu sehen wo die Entwicklung hingeht. Zum Schluß noch einen kleinen Verbesserungs-Vorschlag an die Organisatoren. Warum bespielt man die „Kaffee-Halle“ zusätzlich mit Arbeitskleidung, Trachtenmode und schlechten Verpackungen (die nichts mit Kaffee zu tun haben) und lässt es dabei so aussehen, als bekäme man die Halle nicht voll? Und an anderer Stelle sind plötzlich weitere, teils namhafte italienische Röstereien, die man dort nur durch reinen Zufall entdeckt, weil eben nicht in Halle 8. Der Sinn dahinter erschließt sich mir nicht wirklich.