Third Wave. Dieser Begriff hat sich in der Kaffee-Szene längst etabliert und für die Profis gehört er wie ganz selbstverständlich zum täglichen Wortschatz. Nur, was hat es mit der dritten Welle auf sich? Als „Third Wave Coffee“ werden, meist sehr hochwertige Kaffees bezeichnet, die nach bestimmten Kriterien angebaut und vor allem geröstet wurden. Inzwischen spricht man sogar von der Third Wave Bewegung, einer neuen Generation von Röstern und Café-Betreibern, denen die Qualität ihrer Produkte, nachhaltiger Anbau und Transparenz wichtiger sind, als schneller wirtschaftlicher Erfolg. Sozusagen, moderne und leidenschaftliche Kaffee-Liebhaber.
Aber warum „Third Wave“? Was hat denn Kaffee mit einer Welle zu tun? So einiges. Denn vergleichbar mit dem Siegeszug der Pizza, sind Espresso, Cappuccino & Co irgendwann in den Siebzigern auf einer kleinen Welle davon gesurft. Im Laufe der Jahre hat sich diese dann zu einem ausgewachsenen Tsunami entwickelt und kaum ein Fleck auf unserem Erdball, konnte sich bislang dem Einfluss der italienischen Kaffee-Kultur entziehen. So gibt es heute überall wie selbstverständlich Espresso-haltige Heißgetränke, als hätte es nie etwas anderes gegeben. Was übrigens als „Second-Wave“ bezeichnet wird, bzw. sagen hören hab ich es noch nie jemanden. Aber wo eine Dritte ist, wird dann ja wohl auch eine Zweite und Erste sein.
Letztere war übrigens der gute alte Filterkaffee. Entweder von Hand gefiltert in Porzellan oder zischend aus einer Maschine mit moderner Glaskanne. Das Luxusgut der Nachkriegs-Generation hat sich in den 50er und 60er Jahren zum Konsum-Artikel für Jedermann entwickelt und bald gab es Kaffee in jedem Haushalt. Wenn auch vorerst in bescheidener Auswahl. Onko, Jacobs, Tchibo und Eduscho waren die geballte Kaffee-Macht und die Filtertüten gab`s Monopol-mäßig auch nur von Melitta. So hat man es sich schön eingerichtet und wäre da nicht irgendwann die zweite Welle aus Italien angerauscht, wer weiß, vielleicht wäre es heute noch so…
Aber zum Glück kam diese ja über uns und dank der dritten Welle, spielen mancherorts sogar die Italiener nur noch in der zweiten Liga. Ihren Ursprung hat die Third Wave übrigens im fernen Kontinent Australien. Die Australier lieben guten Kaffee und einige junge Röster rund um Melbourne fingen Anfang der 2000er an mit den verschiedensten Bohnen zu experimentieren. Niedrigere Temperaturen, längere Röstphasen und immer ausgefallenere Sorten sorgten für ein neues Geschmackserlebnis und Aromen traten hervor, die vorher quasi weggeröstet wurden. Diese neuen Varianten von Espresso, Cappuccino, Flat White und Filterkaffee fanden schnell ihre Anhänger und die dritte Welle wurde in Gang gesetzt.
Von Australien fand die Third Wave ihren Weg, über das heimliche, neue Kaffee-Mekka London, hinaus in die Welt und auch zu uns nach Deutschland, oder besser Berlin. Eine treibende Kraft der Third-Wave-Bewegung hierzulande ist Ralf Rueller von The Barn Berlin, vermutlich die erste Third Wave Destination in Deutschland. Inzwischen findet man die experimentierfreudigen Röstereien im ganzen Land. Und täglich werden es mehr.
FIRST WAVE: Der gute, alte Filter-Kaffee.
SECOND WAVE: Espresso & Cappuccino. Die italienische Kaffee-Kultur erobert die Welt.
THIRD WAVE: Hochwertige Kaffees, meist hell geröstet. Transparenz, Nachhaltigkeit und Qualität stehen im Fokus.