Auch wenn es für mich schon die dritte Intergastra war, brauche ich, immer wieder aufs Neue, eine ganze Weile um mich zurechtzufinden. Das liegt weniger an der, an sich ja ganz klar strukturierten Hallenaufteilung, als an dem Umstand, dass man ja auf keinen Fall etwas verpassen möchte und dann kreuz und quer, und vielleicht auch etwas ziellos, durch die Hallen irrt, um am Ende feststellen zu müssen, dass der entspannte Gang durch Halle 8 voll und ganz ausgereicht hätte. Sofern man sich wie ich, im Großen und Ganzen, nur für das Thema Kaffee interessiert.

Die Intergastra, so habe ich nachgelesen, ist mit 1.400 Ausstellern und knapp 100.000 Fachbesuchern, die wichtigste Messe im Bereich Hotellerie und Gastronomie im Deutschsprachigen Raum. Dafür ist das Kaffeeangebot vergleichsweise klein, aber auch da hat sich, zumindest gefühlt, seit meiner ersten Messe so einiges getan. Inzwischen widmet sich eine komplette Halle dem Thema, mit einem, mehr oder weniger, breiten Angebot. Kaffee, Maschinen, Tassen, Milchkännchen und alles was sonst noch so dazugehört, wobei die größte Fläche immer noch die Seebergers und Darbovens dieser Welt einnehmen. Und solange ein Großteil der Gastronomen, ihren Fokus mehr auf Preis, als auf die Qualität richten, wird sich daran auch nicht viel ändern.

Umso mehr freut es den Kaffeeinteressierten, wenn Produzenten und Händler, mit einem eher spitzen Sortiment, den Weg nach Stuttgart finden. Egal ob Startup oder etablierter Hersteller, diese Aussteller sind das Salz in der Suppe und machen so die Messe für viele erst interessant. Allen voran das Coffee Summit, das dieses Jahr zum 5-ten Mal in Stuttgart gastiert.  

Dr. Steffen Schwarz vom Coffee Consulate Mannheim hat mit dem Coffee Summit eine Veranstaltung etabliert, die eine Hauch von großer weiter Kaffeewelt auf die Intergastra bringt. Hier kann man viel wissenswertes über unser Lieblingsgetränk erfahren, aktiv an Workshops teilnehmen und selbstverständlich gibt es dort auch viele tolle Kaffees zu trinken.

Je nach dem, von welcher Seite man die Halle betritt, sticht einem ein aus Paletten gezimmertes, mit Pflanzen geschmücktes Labyrinth ins Auge, das Aroma-Labyrinth. Hier kann man seine Sinne auf die Probe stellen und an den unterschiedlichsten Röstaromen riechen, Positiv wie Negativ. Und das ist bei weitem nicht so banal, wie es scheint. Lässt man die Beschriftung der fest verschlossenen Gläschen mal beiseite, dann sind selbst so einzigartig scheinende Aromen wie Lavendel, Lakritz oder auch Aceton nicht so leicht zu erschnüffeln wie gedacht. Wenn man mal vergisst, dass letzteres einem fast Augen und Nase wegätzt. Es bedarf offensichtlich einiges an Übung, alle Aromen blind zu erkennen, geschweige denn diese aus einem Pool unterschiedlichster Aromen zu entschlüsseln.

Wer nach dem Aroma-Labyrinth noch einen Schritt weiter gehen möchte, der kann an einem Cuptasting mit vier unterschiedlichen Kaffees teilnehmen und dann wird`s richtig spannend. Leider habe ich an keiner Führung teilgenommen, jedoch hätte ich vermutlich auch unter Anleitung so meine Schwierigkeiten gehabt, die einzelnen Aromen herauszuschmecken. Leichte Unterschiede in den vier Sorten ja, eine tiefergehende Definition der Aromen, Fehlanzeige.

Also weiter an die InnovationsBar und das RösterDorf, wo kleineren Röstereien eine Plattform geboten wird, um auch überregional mit Gastronomen ins Gespräch zu kommen. Aus Stuttgart waren z.B. Mokuska Caffè und die Rösterei Fröhlich mit von der Partie. Mir hat es allerdings ein Kaffee von der InnovationsBar angetan, ein indischer Single Origin S795 von Coffee Store, mit kräftigem Körper, etwas Schokolade und von angenehmer Süße, genau mein Ding.

Und sonst noch so? Die Halle ist schnell durchlaufen. Für Interessenten von Kaffee und Espressomaschinen ist einiges geboten, viele der großen italienischen Hersteller sind mit Ihren Neuheiten vertreten, auch La Marzocco aus Florenz, die in den letzten Jahren eine kometenhafte Wiederauferstehung erleben durften, was sie wohl auch ein bisschen dem Hype um die Third-Wave-Kaffees und Cafés zu verdanken haben.

Alles in allem, lohnt ein Besuch auf der Intergastra auf jeden Fall, insbesondere wenn man aus der Region kommt. Ich würde mir für das nächste Mal noch etwas mehr Angebot in Sachen Zubehör wünschen, denn in diesem Bereich war so gut wie nichts zu finden. Nischenprodukte und Hersteller, die man noch nicht kennt, machen so eine Messe ja erst interessant.