In Europa gibt es nur wenige Flecken oder gar Länder, die sich dem Einfluss der italienischen Kaffee-Kultur bisher entziehen konnten. Eigentlich gibt es Espresso, Cappuccino & Co quasi überall, wenn auch in unterschiedlicher Machart und Qualität.

In Österreich, so dachte ich immer, wäre es anders. Na ja, vermutlich nur in Wien. Seit Jahrhunderten trifft man sich dort in Kaffeehäusern zu einem kleinen Schwarzen, Braunen oder Franziskaner. Italien ist da ganz weit weg. Aber in Wien ist eh vieles anders. Und was macht Salzburg?

In der Mozart-Stadt geht`s schon immer ziemlich italienisch zu. Die beiden bekanntesten Kaffeehäuser sind untrennbar mit dem Namen Tomaselli verbunden. Und der wiederum eng mit der jüngeren Stadtgeschichte. Ende des achtzehnten Jahrhunderts kam ein Künstler Namens Guiseppe Tomaselli aus dem italienischen Rovereto nach Salzburg. Daraus entstand eine weit verzweigte Familie aus Musikern, Schauspielern, Regisseuren, Politikern und natürlich Kaffeehaus-Betreibern.

Die Karriere Letzterer begann 1834, als Karl Tomaselli ein bereits seit über 100 Jahren bestehendes Kaffeehaus übernahm und 1852 daraus das Tomaselli machte, welches ja bekanntlich bis heute existiert. Aus einem Bruderzwist, entstanden wegen Erbstreitigkeiten um das Tomaselli, ging am Ende das Café Bazar hervor. Zwei Söhne, der eine erbte, der andere nicht. Richard, der geschmähte, wollte erst aus Ärger zur Armee, blieb dann aber doch der Liebe wegen in Salzburg und eröffnete am Alten Markt erst das Café Central. Im Jahr 1909 wechselte er einfach nur die Straßenseite, kaufte das Café Bazar und machte es zu dem was es war und für den einen oder anderen heute noch ist.

Der Glanz alter Tage ist inzwischen etwas verblasst und blitzt vielleicht noch, hin und wieder, zu Festspiel-Zeiten kurz auf. Schließlich war das Café Bazar seit jeher der Treffpunkt in Salzburg weilender Künstler, Schauspieler, Musiker und Lebenskünstler. Dass sich hier auch gerne mal Politiker unters illustre Publikum mischten, liegt in der Natur der Sache.

Ich kann dem geschichtsträchtigen Café Bazar nicht so viel abgewinnen. Vielleicht lag es an den überschwänglichen Beschreibungen, den Vorschusslorbeeren oder ich hatte einfach nur einen schlechten Tag erwischt. Jedenfalls für jemanden, der bei der „Geschichtsschreibung“ nicht aktiv dabei war und von besonders schönen Momenten und aufregenden Erinnerungen zehren kann, ist das Bazar ein Café wie viele andere auch. Und Kaffee vom Industrie-Röster Illy ist da auch nicht gerade hilfreich.

Wie auch immer, auch die besten Zeiten gehen vorüber. Geschichte hin oder her, in Salzburg wäre auf jeden Fall Platz für neue Konzepte. Na ja, vielleicht gibt’s die ja schon und ich hab sie, bei meiner hektischen Suche nach einem gscheiten Caffè auch einfach nur übersehen…