Hut ab, Chapeau! Es ist schon erstaunlich und bewundernswert was der eine oder andere Quereinsteiger so in den letzten Jahren auf die Beine gestellt hat. Vorreiter wie „THE BARN“ oder „FIVE ELEPHANT COFFEE“, beide aus Berlin, haben da wohl eine kleine Espresso-Revolution ausgelöst, der immer mehr Third-Wave-Gläubige folgen. An sich eine tolle Sache. Die Qualitätskurve zeigt stetig nach oben und immer mehr Menschen lassen sich für immer bessere Kaffees begeistern. Soweit, so gut. Leider ist im Zuge dieser Entwicklung so manchem Café-Besitzer irgendwie die Leichtigkeit abhanden gekommen. Coolness tritt an Stelle von Freundlichkeit, Gäste werden zu Fans und der oder die Barista sehen sich als Weltverbesserer, die von der „La-Marzocco-Kanzel“ herab, den Unwissenden erklären wie sie ihren Kaffee zu trinken haben. Im Schlimmsten Fall erklärt mir das ganze noch ein Deutscher in Englischer Sprache, dann ist das Schauspiel perfekt.

„Mancher Barista sieht sich als Weltverbesserer, der von der „La-Marzocco-Kanzel“ herab, den Unwissenden erklärt wie sie ihren Kaffee zu trinken haben“

Üblicherweise ist der Kunde in einem Café kein Insider der Kaffee-Branche, deshalb ist er ja auch der Gast und bezahlt für seinen Kaffee. Und vermutlich möchte er auch keinen Monolog über Provenienzen oder die Launen des Farmers hören. Es sei denn, er fragt danach. (Ok, diesen Satz hab ich aus der Kolumne „The Bitter Barista“ des Caffeine Magazins geklaut. Aber er hat mir einfach zu gut gefallen) Im Normalfall möchte er, so gut wie eben möglich, sich dieZeit vertreiben und das mit einem leckeren Espresso, Cappuccino, Flat White, Filterkaffee, oder was auch immer. Hauptsache man hat ein paar schöne Minuten. Darum geht`s doch schließlich, oder? Und an die Adresse so einiger selbst ernannter Barista-Stars möchte ich noch sagen, Lächeln ist das neue Cool! Glaubt mir, das kann Wunder wirken.

Ok, ganz so schlimm ist`s natürlich nicht. Mit ein bisschen Feuer macht`s aber einfach mehr Spaß. Die meisten Menschen in der Kaffee-Branche, mit denen ich bislang zu tun hatte, sind überaus sympathisch und manche davon sind mir sogar ans Herz gewachsen. Die oben beschriebenen Exemplare hatten glücklicherweise eher Seltenheitswert, aber sie gibt es. Ich schwöre.